Mein Leben unter Palmen am Meer

Mein Leben unter Palmen am Meer
Hans Joachim und seine Familie in Las Terrenas

Dienstag, 19. April 2011

Las Terrenas, für Europäer über kurz oder lang ein Kulturschock

Montag, 11. April 2011


Jeder Europäer, der sich länger in Las Terrenas aufhält, wird früher oder später trotz aller Naturschönheit, dem karibischen Lebensfeeling und menschlich intensiven Begegnungen mit einem Kulturschock konfrontiert. Den einen wird der Schock überwältigen, den anderen wird er zum heilsamen Schock, der ihn zu innerlicher Stärke führt.

Das erste, was gelernt werden muss ist: Du wirst über den Tisch gezogen, von wem und bei was auch immer. Beziehungen sind grundsätzlich auf Lüge aufgebaut und Vertrauen ist nur ein überaus oft strapaziertes Wort, aber eben, nur ein Wort. Das klingt sehr negativ, ist aber eben die Realitat. Wenn du hier ein Grundstück erwirbst, musst du davon ausgehen, dass von den Anwälten Fallen eingebaut werden, die regelmassig zu Prozessen fuhren, an denen die Anwälte am besten verdienen.
Wenn ein Europäer einer der wunderschon angezogenen und liebreizend aussehenden kaffeebraunen Schönen begegnet, ist es nicht die Frau die umworben wird, sondern der Mann, dem sofort freundliche, Kontakt suchende Augen begegnen. Diese lieblichen Damen und Dämchen sind bereit, alles zu geben, aber auch alles zu nehmen, bis zum letzten Peso im Geldbeutel. Das Gleiche gilt natürlich auch für die überaus freundlichen, überzeugend auftretenden und herzerweichend galanten Herren und Herrchen, die nur zu gerne eine weisse Trophäe gegenüber ihren Konkurrenten und Mitbewerbern vorzeigen.
Farbige Frauen und Männer, die sich mit Weissen einlassen, haben ganz sicher einen anderen Mann bzw.eine andere Frau, der sie Vertrauen (confianza) entgegenbringen, nicht aber der oder dem Weissen gegenüber.
Aber bitte, nicht alle sind so. Nur die Stecknadel im Heuhaufen zu finden, ist reine Glückssache. Nur zu gerne will man glauben, diese Stecknadel gefunden zu haben.
Dominikanische Männer haben hier in Las Terrenas in der Regel (!) mehrere Frauen, um eine Bestätigung ihrer Männlichkeit zu finden. Das Grösste ist aber, eine weisse Frau zu 'haben', um sich und andere damit zu bestätigen, welch doller Kerl man doch ist. Dass eine weisse Frau diesen 'dollen Kerl' zu finanzieren hat, ist nicht nur selbstverständlich, sondern gilt als eine Art Bezahlung. Dass eine solche weisse Frau in ihrer Grosszügigkeit ihre Sachen als Andenken dazulassen hat, wird nicht hinterfragt. Kategorien, wie Ehre, Anstand, Würde, Respekt, Verantwortung, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung sind zumeist unbekannt. Der Grundsatz von Treu und Glauben gilt hier nicht, sondern der Grundsatz Trau-schau-wem, nimm stets den bösesten Fall an.

Eine solche Welt ist eigentlich unerträglich und macht immer wieder bewusst, wieviel man selbst hier abgezokkt, über den Tisch gezogen, hintergangen, belogen und betrogen worden ist. Warum aber ist man denn dann immer noch hier?

Ja, das ist ein Rätsel, dessen Lösung mit dem traumhaften Ambiente, dem oft smaragdgrünen Meer, dem wunderschönen Strand, den naturgrasunterlegten Palmenmatten und der fröhlichen Art der Menschen mit Musik und Tanz zu tun hat. Und weil es dennoch Menschen gibt, mit denen man gute Beziehungen haben kann und denen man oft mit bescheidenen Mitteln helfen und sie unterstützen kann.

Das Leben hier ist ein Lernprozess. Ich habe für mich gelernt, ich selbst zu sein, mit all meiner Grosszügigkeit, meiner Hilfsbereitschaft, und selbst stärker zu werden in meinem Selbstbewusstsein. Jedes Mal, wenn ich wieder reingelegt wurde, schmunzeln zu können darüber, dass es wieder mal jemand geschafft hat, mich reinzulegen. Der Kernsatz heisst hier: Gib Ladrones (Betrügern) keine Chance. Aber auch noch mehr Vorsicht walten zu lassen und nicht traurig zu sein über Niederlagen und Verluste. Ich habe (schmerzhaft) gelernt, innerlich von Dingen loszulassen, die mir gestohlen wurden oder die mir geraubt wurden und deren sind es einige.
Wenn man sich fragt, warum es hier so viele Betrügereien gibt, so kommt man bald dahinter. Einheimische Dominikanerinnen und Dominikaner, insbesondere aber Haitianer, werden extrem schlecht bezahlt. Im Verhältnis zu den Nahrungsmittel-Grundkosten, den Mietpreisen und elektrischer Energie reichen die 8-10 Tausend Pesos nicht aus, um auch noch Television, Handy für die ganze Familie und Motorroller zu bezahlen, vom teuren Benzin ganz abgesehen. Wenn man in einem der Supermärkte einkauft, stellt man bald einmal fest, dass die Nahrungsmittelpreise etwa denjenigen in deutschen und schweizerischen Grossstädten entsprechen.
Das erklärt zwar nicht alles, ist aber doch ein Hinweis auf eine immer unerträglicher werdende Kostenschere für die einfache arme Bevölkerung hier in Las Terrenas, unter der besonders die Muetter und Frauen leiden

1 Kommentar:

  1. Hallo Hans Joachim,
    es sind interessante, ehrliche und herausfordernde Berichte, die Sie hier schreiben. Ich war im Februar auf der Dom.Rep. und werde wohl bald wieder kommen, nächstes Mal sicher auch nach Samana.
    Beste Grüsse aus der Schweiz,
    Stephan

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